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Einmal Afrika und zurück

Aktualisiert: 15. Okt. 2023


Titelbild Blogbeitrag Streuobstwiese Am 8. November 2023 wird in Hünstetten Görsroth eine Pflanzaktion stattfinden

Einmal Afrika und zurück!


Zweimal im Jahr legen weltweit rund 50 Milliarden Zugvögel Tausende von Kilometern zurück. Auf ihrem Weg aus den Brutgebieten in die nahrungsreichen Winterquartiere überqueren die Vielflieger oft ganze Kontinente. Allein von Europa nach Afrika ziehen etwa 5 Milliarden Vögel.


Der Grund, weshalb Zugvögel weite, kräftezehrende Flugstrecken auf sich nehmen, ist der Nahrungsmangel im Winter. Für reine Insektenfresser gibt es in unseren Breiten im Winter kein Futter, denn die Insekten verbringen diese Zeit in Winterstarre an geschützten Stellen.

Im Frühling kehren die Zugvögel wieder zurück, denn in der warmen Jahreszeit finden sie hier reichlich Nahrung, um ihre Jungen aufziehen zu können. Zudem können die Vögel aufgrund der längeren Taghelligkeit im Norden länger auf Futtersuche gehen, was den Jungen zu Gute kommt.


Standvögel, Zugvögel, Teilzieher und Strichvögel

Vögel, die das ganze Jahr über an einem Ort bleiben, nennt man Stand- oder Jahresvögel. Dazu gehört zum Beispiel der Spatz. Ganz im Gegenteil dazu legen Zugvögel weite Strecken zurück und man unterscheidet zwischen Langstrecken- und Kurzstreckenziehern.

Vertreter der Langstreckenzieher sind z. B. Schreiadler, Mauersegler und Weißstörche, die etwa von April bis August in Deutschland zu sehen sind. Schreiadler (auch Pommernadler genannt) fliegen auf ihrem Zug ins südliche Afrika rund 10.000 Kilometer weit. Kein anderer heimischer Greifvogel legt eine solche Distanz zurück. Als sogenannter Thermiksegler nutzt er die Aufwinde über Land, um weite Strecken seines Zuges gleiten zu können. Die Art ist in Deutschland nur noch in Mecklenburg-Vorpommern beheimatet und mit etwa 130 Brutpaaren extrem vom Aussterben bedroht.

Den Rekord für die längste Zugstrecke hält die Küstenseeschwalbe, die bei uns auch an Nord- und Ostsee vorkommt. Sie brütet aber auch im kurzen Polarsommer in der nördlichen Arktis und überwintert an den Küsten Südafrikas und in der Antarktis. Dabei fliegt sie um die halbe Welt und legt auf einem Zug über 15.000 Kilometer zurück.


Schwalben sammeln sich vor ihrem Abflug

Wichtig für Zugvögel sind Rastplätze, die sie auf ihrer langen Reise aufsuchen können, denn die meisten Vögel müssen regelmäßig Pausen einlegen. Große Feuchtgebiete, wie beispielsweise Flussniederungen, aber auch das Wattenmeer an der Nordsee, sind wichtige Gebiete, in denen die Vögel genügend Nahrung und Ruhe finden. Während Rotmilane auf ihrem Zug zu großen Schlafgemeinschaften zusammenkommen, machen Mauersegler dagegen während ihrer 10-monatigen Zugzeit nicht ein einziges Mal Pause. Sie jagen Insekten im Flug und schlafen sogar in der Luft!

Kurzstreckenzieher wie beispielsweise Rotkehlchen, Stare und Rotmilane überwintern im Mittelmeerraum und sind zwischen Februar und Oktober bei uns zum Brüten. Im Gegensatz zu den Langstreckenziehern passen sie ihre Zugzeiten der Wetterlage an und brechen bei einem kalten Herbst auch schon mal früher auf. In Zeiten der Klimaerwärmung kann man sie auch bis weit in den Winter bei uns finden.

Eine Zwischenform sind die Strichvögel ( beispielsweise der Grünfink). Sie legen keine großen Wege zurück, wechseln aber bei sehr ungünstigen Wetterbedingungen ihren Aufenthaltsort, verlassen ihr Brutgebiet und streichen umher. Strichvögel wechseln sozusagen den Landstrich.

Bei den Teilziehern kommen z. B. einzelne Populationen aus Nord- oder Osteuropa in den Süden oder Westen Deutschlands und ergänzen die lokalen Populationen im Winter. Kohl- und Blaumeisen sowie Buchfinken sind typische Vertreter dieser Wintergäste.


Der Zugdrang, auch Zugunruhe genannt, ist angeboren, aber der optimale Abflugtermin wird durch die Tageslänge beeinflusst. So sind kürzer werdende Tage und kühlere Temperaturen ein Zeichen für den Aufbruch Richtung Süden. Die meisten Vögel fliegen allein oder in kleinen Trupps, doch es gibt auch große Vogelschwärme, die sehr beeindruckende Formationen bilden. Manche Vögel wie Kraniche fliegen tagsüber und nutzen die warmen Aufwinde zum Segelflug. Die meisten Vögel wie z. B. Greifvögel fliegen jedoch nachts.

 

Veranstaltungshinweis

Am 8. November 2023 findet eine große Pflanzaktion statt. Wir wollen auf einem ehemaligen Acker eine Streuobstwiese mit umlaufender Wildobst- und Vogelschutzhecke angelegen. Dazu wird Josef Weimar, überregional bekannter Obstbaulehrer und Ausbilder beim Landschaftspflegeverband RTK (LPV), eine theoretische Einleitung geben. Die Aktion beginnt um 9:00 Uhr auf dem Acker „Auf dem Schaflehr“ in Görsroth. Der Weg ist ab dem Hof Leukel ausgeschildert. Von dort sind es etwa 200 m Fußweg. Für einen Mittagsimbiss und Getränke ist gesorgt. Die Pflanzaktion findet bei jedemWetter statt.

 

Wie finden Zugvögel den Weg?

Die richtige Navigation setzt voraus, den eigenen Standpunkt sowie die Richtung des Ziels bestimmen zu können. Erfahrene Altvögel besitzen diese Fähigkeit.

Zugvögel orientieren sich mit Hilfe drei verschiedener „Kompasse“, um die angeborene Richtungsinformation in einen Kurs umzusetzen: den Sonnenkompass oder Sternenkompass und zusätzlich den Magnetkompass.


Der Sonnenkompass

Vögel, die am Tag ziehen, orientieren sich am Sonnenstand. Dabei beachten sie den Tagesgang der Sonne, um die Himmelsrichtung korrekt zuordnen zu können. Viele Vogelarten sind außerdem in der Lage, die Schwingungsrichtung des Sonnenlichts zu sehen, an der sie auch an bewölkten Tagen den Sonnenstand und damit die Himmelsrichtung ablesen können. Vögel orientieren sich tagsüber auf ihrem Flug auch an markanten Landmarken wie Bergen, Seen oder Flüssen, die sie sich im Laufe der Jahre eingeprägt haben.


Der Sternenkompass

Nachts wandernde Vogelarten orientieren sich am Stand der Sterne und zwar entweder am nördlichen Himmelspol (Polarstern) oder am südlichen Himmelspol.


Der Magnetkompass

Zugvögel sind in der Lage, die Magnetfeldlinien der Erde wahrzunehmen. Dabei arbeitet ihr Magnetkompass anders als unser technischer Kompass: Die Vögel nehmen mit ihrem Kompass den Neigungswinkel der Magnetfeldlinien relativ zur Erdoberfläche wahr. Das bedeutet, dass sie nicht zwischen Nord- und Südpol unterscheiden, sondern zwischen „polwärts“ (an den Polen stehen die Magnetfeldlinien zunehmend senkrecht zum Boden) und „äquatorwärts“ (am Äquator verlaufen die Magnetfeldlinien zunehmend parallel zur Erdoberfläche). Die Vögel erkennen so, ob sie Richtung Pol oder Äquator fliegen.


Wo genau befindet sich der Magnetsinn?

Man geht davon aus, dass Vögel die Feldlinien mit dem rechten Auge wahrnehmen und sie regelrecht sehen können. In Versuchen mit Rotkehlchen und Tauben wurde herausgefunden, dass die Tiere bestimmte Fotorezeptoren in der Netzhaut besitzen, die sensitiv auf das Erdmagnetfeld reagieren und während des Zuges intensiv Signale an eine bestimmte Hirnregion weitergeben.

Orientierung und Navigation der Zugvögel sind komplexe Gefüge, bei denen viele Faktoren eine Rolle spielen, die durch angeborene Mechanismen und erworbene Lernprozesse eng miteinander verwoben sind. Nachdem der erste Zug bei Jungvögeln noch ausschließlich durch das genetische Programm gesteuert wird, kommen im Laufe der Jahre und Zugbewegungen immer mehr Erfahrungen und Lerneffekte dazu. Das erhöht die Wahrscheinlichkeit, das Winterquartier oder den Brutplatz sicher und schneller zu erreichen.

Kraniche sind typische Zugvögel

Veränderungen des Zugverhaltens

Seit einigen Jahren haben einige Vogelarten ihr Zugverhalten geändert. Immer mehr Zugvogelarten verkürzen ihre Zugwege, fliegen später los oder überwintern inzwischen in Mitteleuropa. So reagieren beispielsweise Rotmilane und Kraniche auf veränderte Nahrungsbedingungen (aufgrund milderer Winter in den Brutgebieten), sodass einige Populationen in ihren Brutgebieten bleiben oder nur kurze Strecken ziehen. Die Vögel, die in milden Wintern nicht die Reise in den Süden antreten, haben einen Selektionsvorteil: Sie sind vor ihren ziehenden Artgenossen in den Brutgebieten, können die besten Brutplätze besetzen und mehr Nachwuchs aufziehen.


Gefahren des Vogelzugs

Man geht davon aus, dass etwa 50 % der Tiere beim Vogelzug sterben. Es lauern überall Gefahren wie schlechtes Wetter, Verlust der Rastplätze und dadurch Hunger und Durst. Es gibt Vögel, die in der Lage sind, während des Flugs ihre eigenen Organe zu verdauen und dadurch Flüssigkeit herzustellen, die sie vor dem Verdursten bewahrt.

Leider werden Zugvögel auch immer noch in einigen Ländern Südeuropas und Nordafrikas intensiv und illegal bejagt.


(Quellen: scinexx, Planet-Wissen, NABU)


Autorin: Ute Leukel-Fischer


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