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AutorenbildUte Leukel-Fischer

Die Krötenwanderung


Titelbild Blogbeitrag Streuobstwiese Am 8. November 2023 wird in Hünstetten Görsroth eine Pflanzaktion stattfinden

Krötenwanderung                        




 

Der Frühling naht. Man erkennt es an der Natur. Die Meisen streiten sich um die besten Nistplätze, die Kraniche kommen aus dem Winterquartier zurück und ziehen nach Norden in ihre Brutplätze und auch der Milan ist wieder da. 

 

Die Krötenzäune sind überprüft und viele fleißige Helfer stehen parat, um unseren Erdkröten und anderen Amphibien über die Straßen zu helfen. Wann werden sie kommen oder vielmehr, ob sie überhaupt noch kommen, das ist die spannende Frage. 

 

Zu den einheimischen Amphibien oder Lurchen zählen Salamander, Molche, Unken, Kröten und Frösche. Insgesamt leben in ganz Deutschland 21 Amphibienarten.  Das Leben der Amphibien ist eng an das Wasser gebunden. Zum Ablegen ihrer Eier (Laich) müssen sie in jedem Frühjahr zu ihren Laichgewässern zurückkehren. Häufig treffen sich die Paare schon bei der Wanderung zum Laichgewässer und die größere Krötenfrau nimmt dann das Männchen Huckepack und trägt es bis zum Ziel. Wenn die weibliche Kröte ablaicht, verströmt das Männchen seinen Samen über den mehreren tausend Eiern, die durch eine gallertartige Masse zu Schnüren verbunden sind. Diese werden dann von den Kröten um Wasserpflanzen oder Äste gewickelt, damit sie nicht fortgeschwemmt werden. 



Die erste Lebensphase verbringen die Amphibien als Kaulquappen im Wasser. Nach etwa zweieinhalb Monaten beginnt die Metamorphose und aus dem Wasserlebewesen wird durch die Umgestaltung des Körpers ein Landlebewesen. Kröten werden erst nach drei bis fünf Jahren geschlechtsreif und kehren dann zurück zu ihrem Laichgewässer. Sie können bis zu zwölf Jahre alt werden. 

 

Die Haut der Amphibien ist wasserdurchlässig und mit Schleim überzogen; durch sie wird auch größtenteils geatmet. Deshalb sind sie auch immer auf Biotope mit Wasser als Lebensraum angewiesen. Sie ernähren sich hauptsächlich von Würmern, Schnecken, Insekten und anderen Gliedertieren. In Gärten übernehmen sie die Funktion von biologischen Schädlingsbekämpfern.  

 

Durch die weitgehende Zerstörung und Verkleinerung ihrer Lebensräume sind die Bestände unserer Amphibien stark zurückgegangen. Ursachen dafür gibt es viele. So sind Kleingewässer und feuchte Wiesen in den letzten 50 Jahren um 80 % trockengelegt und Flüsse begradigt worden. Da ihre Haut nicht als Schutzbarriere dient, leiden sie besonders unter Pestiziden und verunreinigtem Wasser. Ihr Nahrungsangebot ist durch das Insektensterben dramatisch geschrumpft. Einwanderer wie der große Ochsenfrosch, der mit 20 cm doppelt so groß ist, machen ihnen den Lebensraum streitig und eine Pilzkrankheit lässt ganze Populationen aussterben. 

 

Eine große Gefahr ist auch, dass Amphibien bei ihrer Frühjahrswanderung oftmals Straßen überqueren müssen. Untersuchungen haben gezeigt, dass bei einer Verkehrsdichte von 60 Fahrzeugen pro Stunde 90 % der über die Straße wandernden Erdkröten überfahren werden. Eine Studie ergab, dass der Strömungsdruck von schnell vorbeifahrenden Autos schon reicht, um die Kröten zu töten. Leider stehen Amphibien auch auf der Speisekarte vieler anderer Tiere. Vom Bussard über den Fischreiher bis zum Waschbären wird ihnen häufig bei der Überquerung der Straßen aufgelauert. Da die Haut der Kröten Giftdrüsen besitzt, werden sie gehäutet und nur die Innereien, vor allem die Leber, gefressen. 

 

Die aktuelle Rote Liste Hessen (aus dem Jahr 2010! Kein Schreibfehler!) zeigt auf, dass von 18 Amphibienarten in Hessen nur fünf ungefährdet sind; alle anderen sind mehr oder minder gefährdet oder sogar vom Aussterben bedroht. 

 

Auch unsere häufigste Kröte, die Erdkröte, hat Bestandsverluste zu verzeichnen. Noch ist sie nicht gefährdet, aber Dürre, vor allem Trockenheit im Frühjahr, wenn sie auf Wanderschaft geht, macht ihr das Leben schwer. 

 

Doch wir können ihr helfen, nicht nur, indem wir während der Krötenwanderung im Frühjahr besonders umsichtig Auto fahren. Kröten halten sich auch häufig im naturnahen Garten auf und sind als Schneckenvertilger ein gern gesehener Gast. Sie mögen schattige, unaufgeräumte Ecken mit Laubhaufen, Kompost und Totholz zum Verstecken und Überwintern und ein wenig Wasser in Form eines kleinen Beckens oder Sprudelsteins. 

Wer einen sonnigen Platz für einen Teich hat, ob groß oder klein, am besten ohne Fischbesatz, mit einer breiten Flachwasserzone und dichtem Bewuchs, der wird sich bald freuen können, nicht nur über Kröten, sondern über vielerlei Tiere, die am und im Wasser leben und sich dort auch vermehren. 


Oder man unterstützt eine der Organisationen, die sich für unsere bedrohten Arten einsetzen und hilft vielleicht, Kröten sicher über die Straße zu bringen. 

 

Vor 380 Millionen Jahren stiegen die Amphibien aus dem Wasser und beschlossen, fortan auf dem Land zu leben. Helfen wir ihnen jetzt zu überleben. 

 

(Quelle: NABU, DUH, BfN) 

 

Ute Leukel-Fischer 


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